Erfahrung einer (Patientin mit Astrozytom Grad III)

Bericht einer Teilnehmerin

Erfahrungsbericht einer (damals 33-jährigen) Teilnehmerin (AA  III seit  10  /  03 )



Mit der Diagnose „Hirntumor“ wurde ich im September 2003 konfrontiert. Eigentlich war diese Diagnose erst mal erleichternd für mich. Vorausgegangen war eine fast dreijährige Leidensgeschichte. Angefangen hatte es mit diskreten Störungen beim Schreiben, weitergegangen ist es mit Müdigkeit und sozialem Rückzug. Schwierigkeiten im Berufs- und Privatleben folgten. Aufgrund dieser  Symptome dachte ich zuerst an eine Depression. Zum Schluß folgten jedoch Gangstörungen und leichte Bewußtseinstörungen. Auf den Rat von Kollegen hin, ließ ich es ärztlicherseits abklären.

Nach einer Kernspintomograhie und einer Hirnwasseruntersuchung stellte man die Vermutung auf, es könne sich um einen Hirntumor handeln. Die Biopsie ergab, dass es sich um einen bösartigen, schnellwachsenden Tumor handelte. Mein ganzes bisheriges Leben war in Frage gestellt und plötzlich zeitlich begrenzt. Zusätzlich dazu kam noch, dass sich die befragten Ärzte nicht über das weitere Vorgehen einig waren. Man schlug mir mehrere Möglichkeiten vor, die aber allesamt mit erheblichen  Einschränkungen verbunden  waren.

Eine schwere Entscheidung  für  mich ! Letztendlich entschied ich mich, nach anfänglichen Schwierigkeiten, für die Bestrahlung. Ein Arzt aus meiner Gemeinde und andere Freunde und  meine  Familie standen mir hilfreich zur Seite. Die Bestrahlung an sich war schmerzfrei, jedoch nahmen meine neurologischen Ausfälle zu und auch meine kognitiven Funktionen schwanden immer mehr.

Nach der Bestrahlung kam ich sofort in eine stationäre Reha - Einrichtung. Dort lernte ich wieder  zu laufen und setzte die krankengymnastische und die  ergotherapeutische Betreuung zu  Hause fort.

Nachdem diese Therapie abgeschlossen und - laut den behandelnden Ärzten - gut verlaufen war, stellte sich die Frage nach der Wiedereingliederung in den Beruf. Mein Arbeitgeber  ermöglichte mir einen stundenweisen Einstieg in meinen alten Beruf als Lehrerin. Es stellte sich jedoch bald heraus, dass ich diese Arbeit nicht mehr ausüben konnte.
Erschwerend kam hinzu, dass ich durch verschiedene Ereignisse das Vertrauen in die  betreuenden Ärzte verlor und  die Suche sich  sehr  schwierig  gestaltete.Es wurde mir geraten, eine Chemotherapie anzufangen. 

Unter diesen Umständen entschied ich mich für eine zeitweilige Berentung. Glücklicherweise stellte sich heraus, dass ich nicht allzu große finanzielle Einbußen zu verkraften hatte. Es stellte sich auch heraus, dass ich die Chemotherapie recht gut vertrug. In 3- monatigem Abstand ließ ich MRT - Aufnahmen machen. Zusätzlich wurde noch ein Spezialuntersuchung (FET-Pet) gemacht.

Beides war unauffällig, so dass die Chemotherapie abgesetzt wurde.

Obwohl sich der Tumor im Moment ruhig verhält, bin ich sehr wachsam. Ich habe Kontakt mit anderen Patienten und beobachte die aktuelle medizinische Entwicklung. Dennoch bin ich mir dessen bewußt, dass kein Medikament und auch kein Arzt mir Heilung bringt, wenn der Tumor anfängt zu wachsen. Ich versuche, soweit es geht, die Zeit bis dahin zu geniessen. Jeder Tag, den ich so verbringen darf,  ist ein Geschenk für mich und  ich bin  sehr  dankbar  dafür.